Objekte freistellen

Freistellen, was ist das? Du schneidest quasi ein Objekt aus, damit der Hintergrund weg ist und du es vor jedem beliebigen Foto parken kannst. Hübsches Model im Studio? Wird zu hübschem Model an der Küste. Oder im Wald. Oder in einem Haus. Oder was immer du willst und brauchst. Blume als Dekoelement? Schneide die Äste und den Himmel weg – und rauf aufs Cover.

Los geht’s!

Öffne deine Grafik in Gimp. Einfach im Menü über “Datei” und dann “Öffnen”. Arbeite möglichst mit einer größeren Grafik, als du sie später brauchst. Dann fallen Fehler nicht so auf und verschleifen sich, wenn du das Objekt anschließend verkleinerst.

Deine Grafik ist nun als Hintergrundsebene festgelegt. Das erkennst du daran, dass sie im Ebenenmenü fettgedruckt ist. Ich habe meine Ebene verdoppelt und eine geändert, damit du den Unterschied siehst. “Nashorn” ist die Hintergrundsebene:

Eine Hintergrundsebene kannst du nicht transparent freistellen. Schneidest du etwas aus, füllt sich der ausgeschnittene Teil mit der Hintergrundfarbe. Das hilft uns nicht weiter. Ergo müssen wir das ändern.

Dafür vergrößere ich die Ebene um einen Pixel. Ebene anwählen, das Werkzeug fürs Größenändern auswählen.

Anschließend die Ebene anklicken und über “Skalieren” die Ebene um einen Pixel vergrößern. Das ändert nichts an der Grafik, aber hebt den Hintergrundmodus auf. Siehst du daran, dass der Ebenenname nicht mehr fett gedruckt ist – siehe oben “Nashorn-Kopie”.

Speichere deine Datei jetzt – ja, jetzt – als xcf-Datei. Das ist das Gimp-eigene Format. JPGs, GIFs und andere Endformate können keine Ebenen und keine Markierungen speichern. Und du willst deinen Fortschritt speichern, um im Falle eines Systemabsturzes oder eines Stromausfalls nicht alles zu verlieren. Glaube mir.

Nutze nicht – ich wiederhole: NICHT! – den Zauberstab. Der wählt ähnliche Farben aus und sieht auf den ersten Blick wie eine Abkürzung aus. Vergiss es. Der arbeitet viel, viel zu ungenau. Damit bekommst du wahlweise Macken oder Ausbuchtungen in dein Objekt, wahrscheinlich aber beides. Und hässliche Flecken an den Stellen, an denen der Zauberstab nicht ganz so ähnliche Farben ausgelassen hat.

Wähle das Werkzeug zum Freistellen an: das Lasso, wie ich es aufgrund seiner Optik gerne nenne. :D

Der Cursor verwandelt sich in das bekannte Kreuz mit genau diesem Lasso-Symbol daneben. Nun kannst du das Objekt deiner Wahl damit auswählen. Schritt für Schritt.

Markieren

Du hast zwei Möglichkeiten, mit dem Lasse etwas zu markieren. Einmal freihand, was schneller geht, aber für 95 % von uns keine präzisen Ergebnisse produziert. Einfach die Maustaste gedrückt halten und an der gewünschtne Linie entlangfahren.

Und einmal Punkt für Punkt, indem du der Linie deines Objekts folgst und in kurzen Abständen einen Punkt durch einen Mausklick setzt. Jeder Klick ergibt ein Stück einer Linie und gleichzeitig einen Ankerpunkt.

Zuerst: Arbeite immer mit Vergrößerung. Damit bist du genauer. Bei sehr großen Grafiken reicht 200 % Vergrößerung, bei kleineren kannst du auch auf 400 % oder gar 800 % gehen.

Dafür hast du unten links eine Prozentangabe:


Du kannst über das Pfeilchen ein Dropdown-Menü öffnen und eine Voreinstellung anwählen. Oder du gibst eine Wunschgröße ein.


Und dann kann es schon losgehen. Fahre dein Objekt Punkt für Punkt in der Vergrößerung entlang. Direkt bei der Maus siehst du immer noch die Ankerpunkte, weiter weg von der Maus werden sie ausgeblendet, dafür kannst du die Linie erkennen, die du ziehst.


Markiere einen Hauch im Objekt, damit du keinen farbigen Rahmen bekommst, sobald du ausschneidest. Bei der Linie, die ich gezogen habe, siehst du oben, das ein Stückchen Graubraun auf der linken Seite ist. Das ist Absicht. Ich will nachher das Blaue wegschneiden. (Der untere Teil, der ins Blaue reinragt, ist noch keine Linie, das ist das Stück, das lose am Cursor hängt. Den sieht man auf Screenshots nur nicht.)

Stellst du fest, dass du einen Punkt falsch gesetzt hast, kannst du den entspannt an eine andere Stelle ziehen. Fahre einfach mit der Maus über den entsprechenden Ankerpunkt, bis dieser gelb wird. Anklicken, Maustaste festhalten, Punkt an die Stelle ziehen, an der er stehen soll.

Hast du ein Stück deines Objekts mit der netten Punkt-Linie verziert, schließe das Stück der Auswahl. Markiere dafür einen Punkt außerhalb des Objekts und gehe dann mit grober Markierung zum Ausgangspunkt zurück:


Um die Auswahl zu schließen, hast du zwei Möglichkeiten: entweder machst du einen Doppelklick oder du drückst die Entertaste. Beides schließt die Auswahl, du erkennst es daran, dass du nun eine “wandernde Ameisenstraße” hast.


Wunderbar. Speichern!

Verschiebe deine Grafik über die Scrollbalken, sodass du eine unmarkierte Stelle vor dir hast und ergänze die bereits angefangene Markierung. Dafür drückst du, bevor du deinen nächsten Ankerpunkt setzt, die Strg-Taste. Solange du sie gedrückt hältst, siehst neben dem Cursor ein kleines Plus. Heißt, du fügst etwas hinzu. Gedrückt halten, bis du den ersten Punkt gesetzt hast, dann kannst du die Taste loslassen und weitermachen.

Arbeite dich wieder ein Stück vor, schließe die Markierung. Und weiter. Und weiter. Und weiter. Bis du das gesamte Objekt einmal umrundet hast und alles, was nicht Objekt ist, sich nun in der Markierung befindet.

Arbeite stückchenweise. Versuche gerade bei größeren Objekten nicht, alles auf einmal zu umranden. Es kann passieren, dass du aus Versehen doppelt klickst und damit die Auswahl an der falschen Stelle schließt. Oder auf eine blöde Taste kommst und dasselbe passiert. Dann kann im dümmsten Fall die ganze Mühe umsonst gewesen sein.

Speichern nicht vergessen. Ernsthaft. Save early, save often hat auch hier seine Berechtigung. Wenn du mal eine halbe Ewigkeit freigestellt hast und alles durch einen Stromausfall oder einen Programmabsturz verloren hast, wirst du es nie wieder vergessen. Erspare dir das.

Bist du fertig, hast du etwas, das etwa so aussieht:

Das Nashorn ist nicht markiert. Markiert ist das, was um das Nashorn herum liegt. Ich habe es zum besseren Verständnis mal eingefärbt:

Markiere nun auch noch alles, was nicht das Objekt (also in meinem Fall das Nashorn) ist:


Und jetzt kommt der magische Trick. ;) Denn löschst du jetzt einfach den Hintergrund, hast du hässliche Pixelstufen aka Treppchen, und dein Objekt sieht ausgeschnitten aus, und zwar echt hässlich.


Gehe im Menü auf “Auswahl” und dann auf “Ausblenden”.


Es erscheint das folgende Fenster:


Bei großen Grafiken gibst du 3 ein, bei mittlereren 2, bei kleinen kann auch 1 ausreichen.

Was macht die Funktion? Sie löscht die Pixel am Rand teilweise, sodass sie durchscheinend werden und etwas vom Hintergrund durchscheinen lassen. Das wiederum lässt die Kante sehr viel glatter aussehen.

Bei meiner Grafik von um die 3500 x 2300 Pixeln wähle ich 3 Pixel. Dann drückst du ein oder zweimal auf die Entfernen-Taste. Das kommt darauf an, wie sorgfältig du gearbeitet hast. Denn durch das Ausblenden kannst du mit mehrfachem Entfernen auch mehr wegnehmen. Heißt, die Randpixel werden transparenter.

Mein Nashorn sieht nun so aus:

Der grau-karierte Hintergrund erscheint immer dann, wenn der Hintergrund transparent ist.

Woohoooo! Du hast dein erstes Objekt freigestellt! Gratuliere!

Jetzt kannst du es entweder in eine andere Datei einfügen oder einen anderen Hintergund einfügen. Was man so alles damit anstellen kann, kommt in einer der nächsten Tutorials. :D